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Die Bildsprache der Reportage- und Portrait Fotografin Melina Mörsdorf ist kraftvoll und entschlossen. Es scheint ein stilles Abkommen zwischen Motiv und Mörsdorf zu geben, ein Vertrauen, dass es ihr erlaubt, sehr selbstbewusste Portraits und Stilleben zu schaffen. 

Melina Mörsdorf stammt aus Lübeck und hat an der HFBK Visuelle Kommunikation studiert. Sie lebt und arbeitet in Hamburg und leitet seit 2020 das Hamburger Chapter des female photoclubs für die Verbesserung der Sichtbarkeit von Frauen in der Fotografie.

In unseren Gesprächen über ihre Arbeit und eine Edition auf FROM habe ich Melina als absolut stilsicher wahrgenommen. Stil, nicht im Sinne von Geschmack — gar nicht spießig oder festgefahren, sondern eher bewusst und verbunden mit ihrer Wahrnehmung und deren fotografischen Umsetzung. Der Stil von Melina Mörsdorf ist in typografischer Sprache Bold Italic. Er hebt hervor, ist super präsent und führt das Neue, wie ein Fremdwort ein: klar und nachvollziehbar.

 

 

Für FROM haben wir sehr spezielle und intime Motive aus dem Archiv gewählt. Die Edition Documenting Loss greift keine Reportage auf, sondern widmet sich einem Thema, das die Fotografin privat umtreibt. Mörsdorf dokumentiert Verlust und durchlebt Trauer, indem sie nachts durch den Garten streift. Sie hält das Leben im Blitz fest — noch bevor es vergeht. 

Die meisten dieser Blüten kommen ein Jahr später wieder. Aber es wird eine neue Generation sein und exakt diese Blüten werden so nie wieder blühen. Die Symbiose hysterischer Freude über die Einzigartigkeit des Lebens und das atemberaubende Gefühl von Verlust sind das Thema dieser Edition.

 

Der Vanitas-Gedanke, die Vorstellung von der Vergänglichkeit alles Irdischen prägte den Ornament-geladenen Barock. Eine verrückte Epoche auf die wenig später die Romantik folgte. Diese ähnlich irre, aber immerhin weniger klerikale Zeit öffnete das Tor zu Selbstverwirklichung und persönlichem ästhetischem Ausdruck. Irgendwo hier, zwischen Spaß-an-der-Freude, schwerer Wehmut und innerer Freiheit liegt die Edition Documenting loss von Melina Mörsdorf.

In relativ jungen Jahren verlor Mörsdorf ihre Mutter an Brustkrebs. Ihr, Heidi ist die Edition auf FROM gewidmet. Möge sie an vielen Orten ihren Platz finden und immer wieder daran erinnern, dass das Leben endlich ist, aber schön sein kann — und dass wir uns regelmäßig auf Krebs checken lassen müssen!

 

Heidis Hibiscus, Lübeck 1995

 

“Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei”
Stephan Remmler (Trio)

 

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